Schlagworte: Ukraine

Leser-Blog-Bindung: Handarbeit

ODESSA, UKRAINE Ich kann mich nicht erinnern, so etwas schon einmal gesehen zu haben: einen McDrive, bei dem die Angestellte von Autofenster zu Autofenster geht, um die Bestellungen aufzunehmen. Ist das jetzt rückschrittlich? Oder erprobt der berühmte Bulettengriller in Odessa den neuen Kuschelfaktor?

Eigentlich aber will ich nur diese Frau ärgern.
“Fotografieren ist verboten”, hatte sie gesagt.
“Warum?”
“Es ist verboten.”

Allmählich habe ich satt, in diesem Land ständig für unbefugt erklärt zu werden – von gelangweilten Türstehern, dicken Etagendrachen, so genannten Administratorinnen, die vor lauter Schminke kein Gesicht haben, oder 15 Jahre alten Parkwächtern mit einem Alkoholproblem. Wenn ich nachfrage, warum ich irgendwo nicht entlang-, hinein-, hinaus-, hinauf- oder hinuntergehen darf, dann gibt ein sich wichtig fühlender Machtaffe immer diese Antwort: “Es ist verboten.”

Axel im Wunderland

ODESSA, UKRAINE Ich will Ihnen nur rasch zeigen, in welch netter Ecke von Odessa ich meinen Freund Axel während seines Odessa-Besuchs einquartiert hatte. Ich meine ja, kolumnenhaltiger kann Luft kaum sein. Und ja, Axel redet noch mit mir. Er hat zum Beispiel einen feinen Reisebericht geschrieben. Darin geht es um michmichmich – und auch um dieses Odessa.

Am Nachmittag haben wir einen riesigen Wochenmarkt besucht, den sogenannten Priwos-Markt. Hier gibt es alles, was in Haushalt und Küche benötigt wird und Christoph hatte die Anweisung von seiner Frau bekommen, alles, was die Liebste für ein mehrgängiges Menü benötigte, zu bezahlen, wenn notwendig, Übersetzungshilfe bei den Marktweibern zu leisten und ansonsten keine dummen Fragen zu stellen.
Das ließ sich die Liebste natürlich nicht zwei Mal sagen und hat Unmengen Gemüse, Salat, Gewürze und Fleisch eingekauft. Meine Bedenken bezüglich der Unterbrechung der Kühlkette wurden von ihr ebenso in den Wind geschlagen, wie Christophs Einwand, eine solche Menge Essen könne man doch unmöglich von DIN-A-5-Tellern verspeisen.

DIN-A5-Tourismus – lesen! Das unverschämte Fazit – “fünf Tage Odessa reichen vollkommen aus” – sehen wir Axel mal nach. Zur Strafe werde ich der Stadtverwaltung melden, dass der rote Rostfleck auf den Fotos sein Auto ist.

Grenzverletzung

KUTSCHURGAN/ODESSA, UKRAINE Ich habe nicht vor, mich an Kutschurgan zu rächen. Immerhin habe ich dort mein Auto wieder legal machen können. Ach, ich hatte mir es so schön vorgestellt: Alle zwei Monate fahre ich zur moldawischen Grenze und verlasse die Ukraine, reise wieder ein, kurve weiter legal herum und muss mein Auto nicht in Odessa registrieren lassen, was ein bürokratischer Marathon wäre, zumal ich ja irgendwann nach Deutschland zurückkehren werde.

Vor ein paar Tagen allerdings – beim zweiten Besuch in Kutschurgan – hat man mir sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht wiederkommen solle. “Das war das letzte Mal”, sagte ein hohes Zollschaf, das sich noch an meinen ersten Besuch erinnerte. Es störte sich offenbar daran, dass ich nicht richtig in Moldawien gewesen war, sondern gleich nach Verlassen des ukrainischen Zollbereichs gewendet hatte. Das machen andere auch, und den Moldawiern ist es sowieso recht, schließlich ist die Einreiseschlange schon lang genug. Die Ukrainer indes fühlen sich offenbar verschaukelt.

Ich bin nicht besonders nachtragend, aber muss so eine öffentliche Toilette an einer Grenze aussehen – an einem Ort also, wo auch Familien stundenlang im Auto sitzen und warten?

Ist das überhaupt eine Toilette? Denke ich vielleicht ein bisschen zu spießig, pathetisch und deutsch, wenn ich mir vorstelle, dass für manchen ausländischen Gast dieses Klo der erste Eindruck ist, den er von der Ukraine bekommt? Ich habe in 15 Monaten in diesem Land ein Menge schlimmer Toiletten gesehen und teilweise auch benutzt – aber das ist die beschissenste von allen.

Und seien Sie froh, dass das Internet noch keine Gerüche transportieren kann.

Zwei Riesen in einem erwachsenen Land

ODESSA/ILLITSCHOWSK, UKRAINE Seit heute ist die Ukraine volljährig. Odessas Militärparade zum Tag der Unabhängigkeit von der Sowjetunion (24. August 1991) habe ich allerdings geschwänzt – viel Neues hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht gesehen – und stattdessen die Hafenstadt Illitschowsk besucht.

Dies ist bekanntlich ein unabhängiges und überparteiliches Blog, dennoch erlaube ich mir zur Feier des Tages eine dezente Empfehlung für die kommende ukrainische Präsidentschaftswahl. Ein Ausländer und Außenstehender hat ja manchmal den objektiveren Blick auf die politischen Verhältnisse. Ich habe ein bisschen im Altpapier Privatarchiv gekramt und bin auf eine nette Geschichte vom April 2008 gestoßen: Viktor Juschtschenko, der allseits unbeliebte Präsident der Ukraine (von heute an nur noch: AUPU), verschenkt einen Mini-Van des Autobauers ZAZ. Der Beschenkte ist Leonid Stadnik, mit 2,55 Metern einer der größten Menschen der Welt, manche behaupten gar, der größte überhaupt. “Spiegel Online”, ganz gerührt von diesem sanften Riesen aus der Ukraine, macht ihn sogar drei Zentimeter höher, ist aber eh wurscht, weil der Kerl noch immer jedes Jahr einen Zentimeter wächst – mit fast vierzig. Ich frage mal ganz unschuldig: Kann, wer so an den kleinen großen Mann von der Straße denkt, kein guter Mensch sein?

Und wenn mir jetzt noch ein Ukrainer empfehlen würde, wem ich bei der Bundestagswahl meine Stimme geben soll, wäre mir sehr geholfen. (Bitte nur ernstgemeinte Vorschläge.)

Kolumne: Mein Sohn und der Willismus

ODESSA, UKRAINE Heute bin ich zum ersten Mal im Leben zur Maniküre gegangen. Mittlerweile sollte es ja bekannt sein, aber ich schreibe es sicherheitshalber noch einmal: Ich bin ein Mensch mit sehr, sehr, sehr vielen Vorurteilen – freilich ohne Geilheit aufs Vaterland oder gar Hass auf Fremde, denn beides führt erwiesenermaßen oft zu früher Hohl- und Kahlköpfigkeit. Eines meiner Vorurteile besagt: Männer machen Maniküre nur, wenn sie mit anderen Männern gern Händchen halten. Da ich aber in der Ukraine vieles versuche oder zum ersten Mal tue – Auto demolieren lassen, aus der Mietwohnung geschmissen werden, Marschrutka-Unfall überleben, selber Antibiotikum in die Pobacke spritzen, auf Stalingradkrücken laufen -, hatte ich mich zur Maniküre begeben. Das Wagnis war auch finanziell überschaubar: Die einstündige Behandlung kostete weniger als sechs Euro. Trotzem würde ich nicht sagen, dass ich mich besonders toll gefühlt hätte – nicht davor, nicht dabei, nicht danach.

Mein Sohn ist mit seinen drei Jahren unbefangener, er macht sich überhaupt weniger Gedanken und ist ein Assimilationstalent. Wüsste ich es nicht besser, würde ich ihn für einen Odessiten halten. Er ist ein Autonarr und erkennt auf der Straße alle Marken: Chevrolet, Lexus, Porsche, Hyundai, Lada, Volkswagen, Mercedes, Opel, Mitsubishi, Toyota. Und sein Russisch ist inzwischen fast besser als meines – anders gesagt: Er redet zwar weniger, dafür aber spricht er schnell, richtig und akzentfrei. Gestern waren wir im „Antoschka”, einem vierstöckigen Tempel für Kinderbedarf und vor allem -unbedarf in Odessas Zentrum. Ich wollte ihm ein Hemd oder wenigstens ein T-Shirt kaufen. Leider hat mein Sohn, was Mode betrifft, nicht meinen Geschmack. Dass er überhaupt Geschmack hat, behaupte ich, weil es mir sonst wehtäte.

Er griff sich drei Achselshirts, also ganz besonders bunte Unterhemden, und ließ sich auf keine Diskussion ein. Ich erinnerte mich, wie seine Kindergärtnerin bereits am ersten heißen Tag in Odessa von mir verlangt hatte, Achselshirts zu kaufen – genau solche wie alle anderen Mädchen und Jungen seiner Gruppe trügen. Prinzipiell bin ich zwar der Meinung, Männer sollten nur Unterhemden tragen, wenn sie aussehen wie der Schauspieler Bruce Willis in einem der ersten drei Teile von „Stirb langsam”. Die meisten Achselshirtträger riechen ja nur gleichwertig. Ich weiß allerdings auch, dass ich mich nicht beklagen sollte, alles könnte weitaus schlimmer sein. Meine Tochter ist noch zu klein, um Kleiderwünsche zu formulieren, sie lässt sich anziehen, was mir gefällt, und jedes Mal, wenn ich sehe, was Odessas Frauen tragen – oder besser: nicht tragen -, schätze ich mich glücklich und gelobe, mir Gejammer für später aufzuheben.

Als Gegenleistung für die Unterhemden schlug ich einen Friseurbesuch heraus. Praktischerweise gibt es im „Antoschka” einen Salon. Als ich klein war, saß ich in einer parfümierten Dunkelkammer auf einem Holzbrett, das der Friseurmeister K. über die Armlehnen des Ledersessels gelegt hatte, um mich im Spiegel sehen zu können oder sich nicht allzu sehr bücken zu müssen. Auf den Stühlen ringsum saßen schrecklich alte Männer, deren Haare von einer Überdosis Birkenwasser klebrig glänzten. Immer bekam ich einen so genannten Rundschnitt, der auch so aussah. „Rundschnitt” nannte es der Friseurmeister K., „Rundschnitt” sagten meine Eltern, „einmal Rundschnitt, bitte!”, verlangte ich. Erst später habe ich erfahren, dass es in meiner Kleinstadt auch andere Jungsfrisuren gab – also eine andere, um genau zu sein. Man nannte sie “Igel” und bezahlte erstaunlicherweise dafür.

Mein Sohn aber saß in einem Formel-1-Auto und schaute „Tom&Jerry”, während eine sehr attraktive Frau, etwas jünger als ich, seine Haare schnitt. Ich war der Älteste weit und breit und konnte gerade noch verhindern, dass ihm ein Zeichen in den Hinterkopf rasiert wird. Mein Sohn hatte zunächst das Ferrari-Pferd gefordert, sich dann aber auf einen Mercedes-Stern herunterhandeln lassen. Danach jedoch war ich machtlos. Mit dem Hinweis, dies sei modern, ließ die Friseurin die Haare im Nacken lang und föhnte nur ein bisschen darin herum. Mein Sohn trägt jetzt Vokuhila.

“Du siehst aus wie MacGyvers Sohn”, sagte ich.
“Ist das schlimm, Papa?”
“Du kennst MacGyver nicht, oder?”
“Nein.”
“Ja gut, er baut manchmal mit seinem Schweizer Messer und dem Klebeband ganz tolle Sachen”, sagte ich.
“Mehr als Bob?”, fragte mein Sohn.
“Bob? Welcher Bob?”
Bob der Baumeister.”
“Gegen den ist MacGyver ein Pfuscher.”
“Papa, ich will nicht aussehen wie ein Geiwer, ich will lieber aussehen wie Bob.”
“Du bist zu jung, um dir die Haare zu färben.”
“Aber dann kaufst du mir Schnabelschuhe, ja? Wladik und Gleb und Sascha und Kolja haben auch welche.”
“Schnabelschuhe sind schlecht für die Zehen.”

Schnabelschuh

“Wladiks Papa hat auch Schnabelschuhe”, sagte mein Sohn.
“Glebs Papa auch?”
“Ja, und Saschas Papa und …”
“Nein.”
“Bitte, Papa!”

Vor zwei Wochen brachte mein Sohn mal wieder frische Fotos aus dem Kindergarten mit. Auf dem einen Bild sitzt er auf der Motorhaube eines Polizeiautos mit kalifornischem Kennzeichen, auf dem anderen auf einer Blumenwiese mit künstlichen Kennzeichen. Identisch sind auf beiden Bildern Sitzhaltung, Gesichtsausdruck und Frisur meines Sohnes. Zwar hat er – anders als bei der ersten Lieferung Kindergartenfotos vor einem Jahr – diesmal einen Hals, aber seine Locken fehlen. Offenbar passten sie nicht in die Vorlage, in die er per Fotobearbeitungsprogramm kopiert werden musste. Ich kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, Kinder zu fotografieren. Ich frage mich trotzdem, warum es so aussehen muss, als hätte mein Sohn ein verleimtes Gebiss im Mund. Ich glaube nicht, dass es seine Zähne sind, die ich da sehe, aber herrlich weiß sind sie in jedem Fall. Wahrscheinlich tragen Wladik, Gleb, Sascha, und Kolja dieselben auf ihren Fotos – statt der schwarzen Stummel, die in Wirklichkeit zu ihnen gehören. Viele ukrainische Eltern sehen es nämlich so: Es lohnt sich nicht, Milchzähne zu putzen, sie fallen ja sowieso wieder aus.

Ich bekomme noch immer einen Rundschnitt, ich bin nie zum Igel gewechselt, ich gehe bis heute ungern zum Friseur, ich verstehe auch nicht, warum Leute, speziell Frauen, es gerne tun. Ich bitte immer erst um einen Termin, wenn die Rundschnitterneuerung nicht mehr aufzuschieben ist, weil die Haare vom Kopf bereits mit den Haaren aus den Ohren koalieren. Ich werde meinem Sohn keine Schnabelschuhe kaufen – eher gehe ich zur Pediküre.

Alle Sohn-Kolumnen:

Unterirdisch

Ein dringender Anruf

ODESSA/NERUBAISKOJE, UKRAINE Ich hatte kurz überlegt, ob ich in den Untergrund gehe und ein neues Leben beginne: als Katakombenkolumnist, der hin und wieder einen der Eindringlinge mit Touristenmarschgepäck überfällt, um Nahrung, Geld, Ausweise und natürlich Anekdotenstoff zu erbeuten. Es ist ja alles da: Werkstatt, Küche, Brunnen, Spiegel, Betten und andere Schlafplätze. Es gibt jedoch in Odessas Katakomben leider kein W-Lan. Ich hätte meine Texte also in den Muschelkalk kratzen müssen – ohne zu wissen, ob irgendwer kommentieren würde. Überdies wollte mich niemand aus meiner Besuchergruppe in die Illegalität begleiten – ich nehme das natürlich nicht persönlich.

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Definitiv kein Partisanen-Müll

Odessas Katakomben sind mehr als 2000 Kilometer lang und – über drei Ebenen – mehr als 70 Meter tief. Das Labyrinth aus Gängen, Tunneln und Höhlen, eines der größten der Welt, ist im Zuge der Stadtgründung Odessas vor 215 Jahren entstanden. Da in der südukrainischen Steppe ohne Wälder und Berge weder Holz noch Stein zu finden waren, griff man zum Muschelkalk unter der Erde, der beim Zurückweichen des Meeres übriggeblieben war.

Hernach boten die Katakomben immer wieder allerhand mehr oder weniger zwielichtigen Gestalten Unterschlupf: Gaunern, Piraten, Freimaurern und Revolutionären. Im Zweiten Weltkrieg verbargen sich dort die Partisanen, um gegen die rumänischen und deutschen Besatzer zu kämpfen. In dem Abschnitt, der für die Öffentlichkeit als “Partisanenmuseum” zugänglich ist, waren es 35 Widerständler, darunter acht Frauen. Auch Paare, getarnte und echte, lebten in diesem Versteck. Das jüngste Mitglied war zwölf Jahre alt. Die meisten dieser Partisanen starben – nach mutmaßlich heldenhaftem Kampf – hinter den Mauern der Gestapo.

Doch was hatten sie bis dahin getan? Hatten sie Anschläge auf Stützpunkte der Besatzer verübt? Wie sah der Widerstand konkret aus? Was machten die Partisanen in den anderen Teilen der riesigen Katakomben? Das Museum – vor 40 Jahren erschaffen von Leuten, die Museen hassen müssen – beantwortet solche Fragen nicht. Der Besucher kann das Partisanenleben kaum nachempfinden, weil nichts mehr ist, wie es war. Odessas Katakomben sind unzugänglich für Museumspädagogik: Pfannen, Töpfe, Lampen, Telefone, Funkgeräte, Bademantel, Lötkolben und Betten stehen und hängen offenkundig seit vier Jahrzehnten unverändert und unerklärt herum. Dies als Ursprünglichkeit und Authentizität zu deuten fällt schwer, wenn selbst in der Werkstatt frischer Sonnenhut steht und nahezu alles nachträglich angelegt worden ist. Wo 1941 oder 1942 nur Finsternis war, leuchten heute Glühbirnen den Weg, und die Hauptgänge sind touristenfreundlich – doppelt so hoch wie einst. Aber das steht – wie so vieles andere – nirgends, das erzählt nur die Führerin, die freilich auch nicht alles weiß:

“Wie viele Partisanen versteckten sich denn insgesamt in den Katakomben?”
“Das weiß man nicht.”
“Ungefähr?”
“Wie gesagt: Das weiß man nicht.”
“Wie viele Leute besuchen die Katakomben jedes Jahr?”
“Da gibt es keine Zahlen.”
“Ungefähr?”
“Tut mir leid.”

(Ich formuliere es so freundlich wie möglich: Mir scheint, dass es größere Publikumsmagneten gibt und man nicht unbedingt ein Statistikbüro brauchte, um die Besucher der Katakomben zu zählen.)

Viele Wege und auch die Brunnen sind mittlerweile verschlossen, weil sich in der Vergangenheit immer wieder Besucher und zuvor auch der eine oder andere Museumsplaner verirrt haben. Wer seine Gruppe verloren habe, erzählte die Führerin, werde kaum mehr herausfinden aus dieser konstant acht Grad kalten Unterwelt. Das Abenteuer beginnt freilich schon über der Erde. Im vergangenen Sommer hatte ich zweimal versucht, die Katakomben zu besichtigen. Doch beide Male stand der Bus auch zwei Stunden nach der geplanten Abfahrtszeit vor dem Bahnhof, ohne dass sich der Fahrer entschuldigt hätte. Beschwerden gab es allerdings auch nicht. Diesmal fuhr ich mit dem eigenen Auto und einer vorher gebuchten Reiseführerin. Es gibt auf dem Weg ins Dorf Nerubaiskoje keine Schilder, die auf diese Sehenswürdigkeit hinweisen. Eine solche Verschwiegenheit kenne ich sonst nur aus dem oberösterreichischen Ohlsdorf, wo das Haus des Schriftstellers Thomas Bernhard steht. Aber dort ist die Weigerung, Besuchern bei der Anreise zu helfen, natürlich eine posthume Rache an dem genialen Österreichbeschimpfer.

Am Ende der ein Kilometer langen Wanderung entschuldigte sich die Reiseführerin für die brutalen antideutschen Propaganda-Plakate am Ausgang des Museums. “Heute ist eine andere Zeit, wir denken nicht mehr so”, sagte sie. “Die Deutschen sind mit ihrer Vergangenheit viel weiter als die Russen und wir.”

Eingang im Dorf Nerubaiskoje, 15 Kilometer entfernt von Odessa
Die einzige Information bis zum Ausgang
Die einzige Information bis zum Ausgang
Werkstatt
Wäscherei
Wäscherei
Irgendein Plan
Irgendein Plan
"Blut für Blut, Tod für Tod"
"Blut für Blut, Tod für Tod"
Waffenkammer
Waffenkammer
Küche
Küche
Vorraum der Kommandozentrale
Vorraum der Kommandozentrale
Zentrale des Stabs
Kommandozentrale
Schlafplatz der weiblichen Partisanen
Schlafplatz der weiblichen Partisanen
Stalin lässt grüßen
Stalin lässt grüßen
Nachträglich angelegt: Eine Partisanin weint um ihren getöteten Mann.
Denkmal am Ausgang
Denkmal am Ausgang