Nur für Perückte
ODESSA, UKRAINE Vielleicht habe ich zu viel erwartet. Vielleicht fehlt mir auch bloß der Humor. Beides glaube ich allerdings eher nicht.
Heute ist “Humorina” in Odessa, ein halboffizieller Feiertag und volloffizieller Nachweis des besonderen Witzes, auf den die Odessiten so stolz sind. Die Schulen schlossen früher, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatten frei. Und was passiert dann? “Humorina” ist ein alltägliches Stadtfest mit schlecht be- und verkleideten Menschen, schlecht gerührtem und daher ungenießbarem Bühnenbrei, Budenschwachsinn, Kommerzklamauk und kollektivem Besäufnis. Ich habe mir sagen lassen, jeder Odessit vermeide es, wenn möglich, am Tag des Humors das Stadtzentrum zu betreten, es kämen nur Ausländer, Touristen und Leute aus der Provinz. Ich halte das für eine Schutzbehauptung. So viele Ausländer, Touristen und Leute aus der Provinz gibt es nicht an einem Mittwoch in Odessa. Das angeblich witzige “Humorina” ist ganz, ganz schlimm. Ich habe dem “Hansefest” in meiner Heimatstadt oft Unrecht getan, ich entschuldige mich.
Angeblich gibt es ja zwei Arten von Humor: den Huuuumor, der mehr so in Richtung Schenkelklopfen geht und den Humooooor, der sich durch einen gewissen Feingeist auszeichnet.
Wahrscheinlich hast Du ein kleines Defizit, was das Feingeistige betrifft.
Das verwächst sich im Alter – glaub’ mir.
Die ganze Sache hat doch eine Geschichte. Sie beginnt in den siebziger Jahren mit KWN, erlebte zwischenzeitlich ein Verbot (von 1977 bis 1986), hat etwas mit Schwanetzki zu tun und, und und…
Ausserdem ist der 1.4.2009 (erstmals) offizieller Feiertag, von der Stadtverwaltung beschlossen oder vom Bürgermeister verordnet. Nix mit halboffiziell!
Odessa fand ich damals immer geil und die Jumorina fand ich irgendwie lustig. Zumindest damals.
Schade dass Du nörgelst.
Boah! – Zeitgleich zwei Kommentare. Einer der auf Defizite hinweist und ein anderer, der Nörgelei bedauert.
Lieber Christoph,
ich kann’s verstehen, wenn es dich vorm lustigen Odessa graut.
Mir geht es mit Karneval ähnlich. Besonders unlustig – also noch unlustiger als sonst – ist dieser in Gegenden, die keine “historischen” Karnevals-Hochburgen sind.
Dieser Gedanke, man könne auf Knopfdruck lustig sein, sobald man sich eine bunte Perücke aufsetzt oder sich das Gesicht zukleistert, wird mir wohl ewig fremd bleiben.
@Andreas S: Die Geschichte steht doch im zweiten Link. Mit “halboffiziell” meine ich: Es ist eben nicht frei wie an anderen Tagen. Die Leute arbeiten sehr wohl. Die Schüler gehen zur Schule, und selbst die Leute aus der Stadtverwaltung müssen den heutigen freien Tag am Sonnabend nacharbeiten.
Echt? Ich las etwas anderes. In der Wikipedia steht: “Согласно распоряжению мэра Одессы, с 2009 года первое апреля, день проведения Юморины, в городе — выходной день.”
Hat uns also jemand falsch informiert. Ich bitte um Nachsicht.
@Andreas S: Du weißt doch, wie das mit Gesetzen ist in der Ukraine. Vieles ist Auslegungssache, keiner weiß genaues. Ich will gar nicht bestreiten, dass heute offiziell Feiertag (keine Ahnung) – aber wenn ist der anders als Stadtgeburtstag, 1. Januar usw. Selbst die Ausländerbehörde hat heute gearbeitet – ich war nämlich dort.
@cw
Wikipedia ist halt ein Volkslexikon. Jeder kann dort was reinschreiben. Das mir der Irrtum leid tut, schrieb ich bereits.
Wie gefällt Dir übrigens mein Jumorina-Artikel?
Fischst Du Komplimente, oder zweifelst Du an Deiner Brillanz?
War nur so. Gedankenlos…
@ all:
An den Gesichtern der Leute erkennt man, wie unendlich viel Spaß die alle haben. Gute Laune steckt an, oder?
@Silvergirl
Höhöhö, vor allem die junge Frau auf dem ersten Bild. Die hat so richtig Spaß!
Ja, wenn die Odessiten Spaß haben, dann bleibt kein Auge trocken, lieber Axel. Und die sind auch sonst so wahnsinnig gut gelaunt und lustig, ich weiß immer gar nicht, in welche Richtung ich zuerst lachen soll. Zum Glück gibt es da so einen Kolumnisten, der mich mit seinen Zeilen immer wieder rechtzeitig erdet und den Ernst der Dinge beschreibt.
@ all:
Ist 16:23 eigentlich als Aprilscherz gedacht?
@Silvergirl: *hüstel* Nein. Da war nur jemand (also vermutlich ich) zu blöd, die Uhr eine Stunde vor zu stellen. Ich hole das gleich mal nach.
Jetzt habe ich Zeit ganz gelöscht. Bitte nicht kommentieren.
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAXEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEL???????????????
@cw
Jetzt steht alles auf 22:53 Uhr.
Lustig, dieser 1. April, vor allem mit zwei Bier im Kopf und 2:0 für die deutschen Fußball-Zauberer (Gomez hat gerade ein Billard-Tor geschossen).
Unternimmst Du bitte mal was? Schlüssel für die Turmuhr hast Du ja. Aufpassen, die dreizehnte Stufe ist etwas locker.
Hab’s hinbekommen, war kinderleicht.
Wer hat’s hinbekommen?
@Axel: Verstehe die Frage nicht.
(Und würde ich sie verstehen, was – wie gesagt unwahrscheinlich – ist, bliebe ich auch unter Folter bei Antwort von 23:13 Uhr.
@ all:
Muss man Euch folgen können? Oder ist mein Gehirn gerade bedeklich geschrumpt, weil ich nebenher einen Mittwochsfilm beim ZDF gucken musste (Ihr wisst schon, Irland oder Neuseeland und Adel usw.)?
Betriebswirte arbeiten einfach mit 2 Bier immer noch effizienter, als nüchterne Journalisten.
So, Schluss jetzt mit diesem Thema.
In weniger als 2 Stunden ist der 2. April (wenn Du nicht wieder an der Zeit fummelst). Dann beginnt wieder der Ernst des Lebens.
@Silvergirl: Seit wann kann hier irgendwer folgen? Ich zum Beispiel frage mich gerade, warum der Autor des Beitrags “Nur für Perückte” ein humorloses Brot ist. Und dann noch: Was soll dieses üble Wortspiel in der Überschrift?