Schöner wohnen

ODESSA/ILLITSCHOWSK, UKRAINE Hin und wieder werde ich gefragt, wie man in der Ukraine eine Wohnung finde. Das ist gar nicht so schwierig. Mal angenommen, es zöge Sie nach Illitschowsk, was ich für eine gute Idee hielte: kleine Perle am Schwarzen Meer, 51 Jahre alt, Stadtrecht seit 1973, 60000 Einwohner, viel Grünzeug, großer Hafen, keine Stunde mit dem Auto bis Odessa. Mieten? Oder besser doch gleich kaufen? Ein Zweizimmerwohnung in einem der vielen Blöcke, deren sozialistischer Charme noch nicht nicht wegsaniert worden ist, gibt es schon für 45000 Dollar. Ukrainern bedeutet ja eine eigene Wohnung alles – sie ist die einzige Sicherheit in schlechten Zeiten. Genauso wichtig ist ihnen übrigens der Brotpreis. Brot, lange nur auf Karte erhältlich, ist Beilage jeder Mahlzeit. “Brot ist Leben”, sagt ein Sprichwort. Der Preis dient als eine Art Gradmesser für Wohlstand, wirtschaftliche Gefahren und Inflation. Vor allem die Alten, die noch das Hungern erlebt haben, können bis heute Brot nicht wegwerfen, selbst wenn es verschimmelt ist. Eine große Rolle spielt neuerdings – seit er steigt und die Auto mehr schlucken – auch der Preis für Benzin.

Und ehe Sie sich jetzt einen teuren Makler suchen, der für die Vermittlung die Hälfte der ersten Miete in Illitschowsk verlangt, schauen Sie doch lieber selbst:

16 comments

  1. mmw

    Hallo, hast du an diesem Wochenende die Stadt besucht? Seit Samstag bis Montag war ich auch dort, und am letzten Wochenende auch fuer 3 Tage.
    Sommer aber ist immer die Zeit zum Wohnungsmeiten in dieser Stadt, unsere Verwandte aus Weissrussland kommen jeden Sommer nach Illitschewsk, um sich dort am Strand zu erholen.

  2. cw

    Marina, ich war nur am Montag in der Stadt, von 10 bis 15 Uhr, kurz im Meer gebadet und Maiskolben am Strand gespeist, dann im Kindercafé am Park zu Mittag gegessen, schließlich noch eine Stunde spaziert bis zur großen Bühne, auf der Kinder tanzten wegen des Unabhängigkeitstages.

  3. mmw

    Christoph, “Illitschowsk” ist richtig (aus dem russischen uebersetzt), oder: “Illitschiws’k” – klingt recht ukrainisch,
    mein Fehler war es, entschuldigung

  4. cw

    @mmw: Ich nehme meist die russischen Namen, weil ich da ungefähr weiß, wie man sie ausspricht. Ich habe noch nicht verstanden, wie das “i” im Ukrainischen klingt – es klingt so oft anders, oder? Zum Beispiel: Charkiw. Ich sage: “Charkjew”.

  5. mmw

    “i” klingt im Ukrainischen schwaecher als im Deutschen, so wie Du das aussprichst,sagen viele Ukrainer, besonders in einigen Regionen; hoffentlich hab ich Dich richtig verstanden

  6. hhheimat

    Kostet eine 2-Zimmer-Neubauwohnung (sicher unsaniert, ungedämmt, unge..) tatsächlich 45000 Dollar? Da ist es ja kein Wunder, wenn wir ne Immobilienkrise haben. Wer gibt dafür Kredite oder woher kommt das Geld?

  7. cw

    hhheimat: Ja. Natürlich unsaniert. Früher haben die Russen gekauft. Sie können sich wahrscheinlich denken, woher das Geld kam. Heute müssen wir kaufen. Die Preise sinken allerdings. Der Immobilienmarkt war ja vollkommen überhitzt. Fragen Sie mich nicht, warum die Leute unbedingt von einer Bude in Odessa träumen. Man versteht das wahrscheinlich nur, wenn man in anderen Städten Osteuropas lebt. Dann wirkt Odessa tatsächlich wie Klein-Paris.

    Da ich Ihren exquisiten Geschmack kenne, habe ich für Sie aber ein besonderes Schmuckstück gefunden: 34 Quadratmeter in Odessa, direkt auf der “Prachtmeile”, also Deribasowkaya, könnte ich Ihnen schon für 95000 Dollar verschaffen.

  8. Alexander

    Solche Schnäppchen finden sich in den fotografierten Zettelwüsten? Oder braucht dafür auch ein cw gute Kontakte und Vitamin B?

  9. cw

    Alexander, ein Großteil sind meine Immobilien.

    Ganz ernsthaft: Wenn man in Odessa kaufen will, muss man es jetzt tun. Aber will man das? Mir wäre das alles zu unsicher. Möglicherweise wird ja Odessa mal eine europäische Traummetropole, das Potenzial ist zweifelsohne da. Aber drauf wetten würde ich nicht. Ich stelle mir gerade vor, wie ich als Rentner mit Ruhesitz Odessa meinen Rollator über diese kaputten Bürgersteige schiebe. Und viele Rolltreppen und Fahrstühle gibt es ja auch nicht.

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