Kategorie: Nachrichten

Ami beleidigt Ukraine

ODESSA, UKRAINE Darf so einer Präsident der USA werden? Barack Obama, Kandidat der Demokraten, entzaubert sich schon seit Monaten – behaupten zumindest seine Gegner. Jetzt kommt’s ganz Dicke, festhalten, anschnallen, dieser Fehler haut Sie sonst um. Ich bringe es den Barackisten so schonend wie möglich bei: Mister Obama hat “the Ukraine” gesagt, und das sei falsch, sagt der hier.

Ich gebe zu: Ich habe es auch nicht gewusst. Ein Grund könnte sein, dass ich mit Amerikanern, Briten, Maltesern, Australiern und Neuseeländern selten über die Ukraine spreche. Ich gebe weiterhin zu: Würde ich auf Englisch schreiben, hätte ich wegen zu viel “the Ukraine” längst von meinem Amt als Blogger zurücktreten müssen. Überdies gebe ich bekannt, dass in Odessa gerade ein Sack Sonnenblumenkerne umkippt. Ich melde mich gleich vom Ort des Geschehens mit Breaking News. So lange lauschen Sie doch dieser spannenden Debatte zwischen Obama und John McCain. Bei vier Minuten und 42 44 Sekunden geschieht das Unfassbare.

[youtube]http://de.youtube.com/watch?v=f7KpweKmAfM[/youtube]

(gefunden bei dem hier)

Die schöne Tochter von Lady Ju

ODESSA, UKRAINE Julia Timoschenko (> Ukrainische Ministerpräsidentin vermisst > Vermisstes Mädchen (47) wieder zu Haus, Geheimtreffen auf Sardinien? > Kurgast im deutschsprachigen Raum) ist schön.

Julia Timoschenko, glasklar
Julia Timoschenko, glasklar

Die Dame mit der Krone aus Eigenhaar hat aber der trüben Welt auch eine sehr ansehnliche Tochter geschenkt. Witalina, 27 Jahre alt, stöckelt in Hochzeitskleidern gerade über die Mailänder Laufstege. Das Model dürfte eine gute Partie sein. Mama, Boulevardkampfnahme: Lady Ju, soll in den neunziger Jahren als “Gasprinzessin” an die Zeit der Rente gedacht und vorgesorgt haben. Aber wie das so ist mit den besten Töchtern – längst vergeben und zwei Kinder. Auch deshalb sieht mancher die Welt ja trübe.

Ein Ausriss aus der heutigen Segodnya: Die schöne Blondine ist Witalina, die Tochter der Regierungschefin Julia Timoschenko.
Ein Ausriss aus der heutigen Segodnya: Die schöne Blondine ist Witalina, die Tochter der Regierungschefin Julia Timoschenko.

Morgen Stapellauf der Oleg I

ODESSA, UKRAINE Ja! Sie ist es wirklich, kein Zweifel, Sie können mir glauben. Das ist meine neue Jacht Oleg I. (Im Hintergrund ankert die Queen Victoria, die heute Morgen, aus Istanbul kommend, in Odessa eingelaufen ist und um 17 Uhr wieder ablegt in Richtung Griechenland.) Ich habe mir das Boot gestern gekauft, um Steuern zu sparen. Mein Homepage brummt ja dermaßen, und demnächst werde ich noch auf Bezahlblog umrüsten. Da habe ich die zu erwartenden Mehreinnahmen schon mal angelegt. Ich will dem Staat doch nichts schenken.

Noch ein paar Worte zu Queen Victoria, die das Bild ein bisschen stört: Ich habe mir sagen lassen, dass der Anblick der Schönen aus Southampton – Maße: 294, 32,3, 65 (Meter) – ein epochales Ereignis im Leben eines Mannes ist. Nun ja, die Wirkung tritt wahrscheinlich erst morgen ein.
Die absolut repräsentative Umfrage unter den Passagieren (ein englisches Rentnerpaar = 140 Jahre England) samt kritischem Verhör („It’s fine?”) hat übrigens ergeben: Wetter könnte besser sein.

Ukraine in schlechter Gesellschaft

1. Singapur
2. Neuseeland
3. USA
4. Honkong
5. Dänemark
6. Großbritannien
7. Irland
8. Kanada
9. Australien
10. Norwegen
(…)
25. Deutschland
(…)
120. Russland
(…)
138. Usbekistan
139. Ruanda
140. Philippinen
141. Mosambik
142. Iran
143. Kap Verde
144. Madagaskar
145. Ukraine
146. Surinam
147. Sudan
148. Burkina Faso
149. Senegal
150. Bolivien
(…)
181. Kongo

Das ist das Ergebnis der Studie Doing Business 2009, die die Weltbank jetzt veröffentlicht hat. Sie bewertet das Investitionsklima und gilt als ein Gradmesser für Wachstumshindernisse. Zu den Indikatoren gehören Eigentumseintragung, Durchsetzung von Verträgen, die Möglichkeiten der Kreditaufnahme und Investorenschutz.

Die Ukraine verliert im Vergleich zum Vorjahr einen Platz. Fortschritte über Reformen bescheinigt die Weltbank der Ukraine bei Getting Credit, Paying Taxes und Trading across borders. Das Dealing with construction permits hat sich laut Studie verschlechtert.

Die Reaktion in der Ukraine auf Platz 145: keine.

Putin kritisiert Odessa-Blog (fast)

[youtube]http://de.youtube.com/watch?v=amR5PYqKbok[/youtube]

ODESSA, UKRAINE Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin kritisiert im Gespräch mit der französischen Zeitung Le Figaro die Berichterstattung der westlichen Medien über den Kaukasuskonflikt.

Wissen Sie, die Fragen, die die Pressefreiheit in Russland betreffen, verwundern mich immer mehr. Insbesondere gerade nach den Ereignissen in Südossetien und Abchasien.

Ein interessierter Beobachter musste bemerkt haben, wie geschlossen die gesamte freie Presse unserer westlichen Partner geschwiegen hat, als bei so manchen der falsche Eindruck entstand, dass die georgische Aggression mit einem positiven Resultat enden könnte. Die zwei Tage, als es noch nicht klar war, womit das enden kann, haben alle geschlossen, wie auf Kommando, geschwiegen. Genauso geschlossen und wie auf Kommando – und ich denke, dass es gerade auf ein Kommando geschehen ist – fingen alle an, Russland der unverhältnismäßigen Gewaltanwendung zu beschuldigen. Das gilt nicht nur für die europäische, sondern auch für die amerikanische Presse.

Das gesamte Interview in deutscher Übersetzung lässt sich nachlesen bei Ria Novosti oder Krusenstern.

Regierung am Ende

ODESSA/KIEW, UKRAINE Die prowestliche Regierung der Ukraine ist am Ende. Die Präsidentenpartei Unsere Ukraine hat die Zusammenarbeit mit dem Block von Ministerpräsidentin Julia Timoschenko für beendet erklärt. Staatschef Wiktor Juschtschenko sagte gestern in Kiew, im Parlament habe sich “de facto eine neue parlamentarische Koalition gebildet”.

Auslöser für den Bruch ist der Streit um die Russland-Politik nach der Krise im Kaukasus.  Der Block hatte in der Nacht zu Mittwoch mit der Opposition für ein Gesetz gestimmt, dass die Rechte des Präsidenten einschränkt und Timoschenko mehr Macht gibt. Juschtschenko verurteilte die Entscheidung in einer Fernsehansprache als “politischen und verfassungsrechtlichen Putsch”. Timoschenko forderte die Präsidentenpartei zur Rückkehr auf. “Sie haben zehn Tage ohne Ultimaten, ohne Forderungen, ohne Provokationen, um sich wieder an der demokratischen Koalition zu beteiligen”, sagte sie. Auch sie hielt eine Fernsehansprache.

Im Dezember könnte es zu Neuwahlen kommen. Juschtschenko hat bereits angekündigt, das Parlament aufzulösen, sollte sich nicht in den nächsten 30 Tagen eine neue Koalition finden. Möglich erscheint aber auch, dass Timoschenkos Block künftig mit der pro-russischen Partei der Regionen von Ex-Ministerpräsident Wiktor Janukowitsch regiert, zumal die Mehrheit sehr stabil wäre. Janukowitsch hat eine solche Koalition nicht ausgeschlossen. Experten glauben, dass ein Zusammengehen der beiden Lager die Spaltung des Landes beenden könnte. In der Ukraine gibt es erbitterten Streit um die politische Ausrichtung. Bürger im Osten und im Süden sehen mehrheitlich die Zukunft in der Nähe Russlands und lehnen eine Nato-Mitgliedschaft ab; im Westen dominieren die Befürworter einer Annäherung an Europa und das Verteidigungsbündnis.

Das Verhältnis zwischen Juschtschenko und Timoschenko, einst Verbündete in der Orangenen Revolution 2004, gilt schon lange als zerrüttet. Während die Regierungschefin nach wie vor sehr populär ist, verliert der Staatschef zunehmend den Rückhalt im Volk. Der Kaukasuskonflikt hat die Spannungen offenbar noch einmal verschärft. Timoschenko hatte den Angriff Russlands auf Georgien – anders als Juschtschenko – zunächst nicht verurteilt, sondern beharrlich geschwiegen. Später dementierte sie allerdings Gerüchte, sie suche auf diese Weise bewusst die Nähe zu Moskau und den pro-russischen Kräften in der Ukraine um Ex-Regierungschef Janukowitsch, um Unterstützung für den nächsten Präsidentschaftswahlkampf zu bekommen.  Juschtschenko griff Timoschenko scharf an und unterstellte ihr einen “Putschversuch”. Beide Politiker geben sich gegenseitig die Schuld am Ende der Koalition.

Die unendliche Geschichte (Teil V)

ODESSA, UKRAINE Jetzt ist die Koschka aus dem Sack: Regierungschefin Julia Timoschenko, auch bekannt als Lady Ju mit der Krone aus Eigenhaar, die nicht auf Sardinien Urlaub gemacht, was die Sardinen, wenn man sie fragte, auch bestätigen würden, sondern sich im “deutschsprachigen Raum” erholt hat, die sich nicht mit Ex-Präsident Leonid Kutschma gegen Staatschef Wiktor Juschtschenko verschworen hat und erst recht nicht für ihr Schweigen zum Kaukasus-Konflikt eine Milliarde Dollar aus Moskau erhält – sie ist in der Schweiz auf Kur gewesen. Das meldet die Zeitung Segodnya. Wer die unendliche Geschichte in fünf Teilen noch einmal nachlesen möchte, hier, hier, hier und hier wird er fündig.

Kriegstechnik, die begeistert

ODESSA, UKRAINE Ich bin froh, dass in meinem Blog nichts Böses über Russlands Präsident Ministerpräsident Wladimir Putin steht. Ich habe noch mal nachgeschaut – nichts gefunden. Gut, die Unendliche Geschichte in vier Teilen könnte man als Kritik auffassen, aber man müsste schon böswillig sein. Ich bin ein Freund des russischen Volkes, ich habe schon mit achtzehn Jahren Fjodor Michailowitsch Dostojewski gelesen, und zwar alles und freiwillig. Putin und den anderen, seine Marionette, seinen Nachfolger im Kreml, bewundere ich natürlich auch.

Ich habe heute Morgen in Odessa die Militärparade zum Unabhängigkeitstag der Ukraine (24. August 1991) gesehen und muss sagen: Falls jetzt die Russen hierher kommen, weil sie nach dem Krieg Besuch in Georgien noch ein bisschen Sprit in den Panzern haben, würde ich mich nicht unbedingt auf die ukrainische Landesverteidigung verlassen. Ich bin kein Militärexperte, aber ich behaupte, dass mancher deutsche Schützenverein nicht viel schlechter ausgerüstet ist. Habe ich schon erwähnt, dass Gaspadin Wladimir Wladimirowitsch Putin unter allen demokratischen Politikern der Welt mein Favorit ist?

Die unendliche Geschichte (IV)

ODESSA, UKRAINE Also gut, Teil vier der unendlichen Geschichte um Julia Timoschenkos Blitzkur – wenn’s der Wahrheitsfindung dient. Soeben hat die Deutsche Welle ein Interview mit Rainer Lindner veröffentlicht. Der Ukraine-Experte glaubt nicht, dass hinter dem langen Schweigen der Ministerpräsidentin zum Georgien-Konflikt eine Abmachung mit Russland stecke.

Ich will nicht mehr.

Lady Ju und die Sardinen

ODESSA/KIEW, UKRAINE Unendliche Geschichte, Teil drei: Muss sich eine Regierungschefin das gefallen lassen? Behandelt man so eine schöne Frau? Kaum ist Julia Timoschenko zurückgekehrt von ihrer Kur im “deutschsprachigen Raum”, stürzt sie sich schon wieder in die Arbeit, die ihr doch diese Verschnaufpause abverlangt hatte. Sie hat sich nicht noch ein bisschen krankschreiben lassen und arbeitet auch nicht verkürzt, halbtags zum Beispiel, um sich einzugewöhnen. Keinen Augenblick denkt sie an ihre Gesundheit. Gestern hat sie in Kiew gleich eine Pressekonferenz gegeben.

Und wie reagieren die Journalisten? Sie stellen unangenehme Fragen, zweifeln an der Ehrlichkeit Timoschenkos und wollen am liebsten noch die Krankenakte sehen.

Julia Timoschenko deutete an, dass sich ihr Gesundheitszustand verbessert habe, verschwieg aber, woran sie behandelt worden sei. Ihre politischen Gegner brauchten sich nicht zu freuen, sagte sie weiter. Die Beschwerden würden nicht zum schnellen Tod führen, sie seien “normal, menschlich”. Sie, Timoschenko, habe bloß viel Stress gehabt und sich deshalb erholen müssen. Und natürlich habe sie Kur selbst bezahlt.

Warum bloß glaubt ihr niemand, dass sie nicht auf Sardinien gewesen ist und sich dort nicht mit Leonid Kutschma getroffen hat, um mit dem früheren Präsidenten den jetzigen Staatschef Wiktor Juschtschenko zu stürzen? Der Verdacht, sie sei auf Sardinien gewesen und habe dort Kutschma getroffen, muss Lady Ju tief verletzt haben. Sie sagte: Wenn das Sekretariat des Präsidenten am Kuraufenthalt zweifele, “können sie die Sardinen fragen, die in Sardinien schwimmen, und ich denke, dass die Sardinen definitiv sagen können, dass die Ministerpräsidentin der Ukraine nicht dort war”.

Eine Lügnerin hätte nie so viel Poesie. Das Zitat ist, zugegeben, sehr wörtlich übersetzt.

Nachtrag, 12.25 Uhr: Ich will nicht zu viel versprechen, aber ich erwarte für morgen Teil vier der unendlichen Geschichte. Jetzt müssen sich endlich die Sardinen äußern – oder die Kurärzte im “deutschsprachigen Raum”.

Nachtrag, 14.45 Uhr: Interessiert sich noch jemand für Julia Timoschenko, Sie wissen schon: die mit der Krone aus Eigenhaar, die vergangene Woche nicht auf Sardinien gewesen ist und sich dort nicht mit Leonid Kutschma getroffen hat? Es gibt keine neuen Fakten, wobei: Gab es bisher überhaupt Fakten? Lady Ju müsste nur mal ihre Urlaubs-, äh, Kurfotos herausrücken, dann wäre doch alles klar. Sind wahrscheinlich noch beim Entwickeln.