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Unangenehmes Theodorant

Man gestatte mir bitte einen kurzen Ausflug nach Deutschland, es muss leider sein. Ich ärgere mich sowieso schon, dass ich mich nicht früher aufgemacht, sondern nur ein paar Kommentare geschickt habe. Es geschieht Unglaubliches. Der Deutsche Fußballbund (DFB) versucht, die unabhängige Sportberichterstattung im Land endgültig zu begraben.

Im Juli hatte der freie Autor Jens Weinreich im Blog “Direkter Freistoß” DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisiert:

Ich darf noch anfügen, dass ich schon viele (zu viele) Auftritte von Sportfunktionären erlebt habe, aber dieser von Zwanziger war einer der schlimmsten in meiner nach unten offenen Peinlichkeitsskala. Er dreht nach der Kartellamtsentscheidung völlig durch. Er ist ein unglaublicher Demagoge.

Zwanziger fühlte sich verunglimpft als “Volksverhetzer” und in die Nähe der Nationalsozialisten gerückt, strebte gegen Weinreich eine einstweilige Verfügung an und scheiterte zweimal gerichtlich. Daraufhin kündigte er an, in Koblenz zu klagen, wo er von 1980 bis 1985 als Verwaltungsrichter gearbeitet hatte.

Schließlich verwarf Zwanziger diesen Plan und schlug am Freitag richtig zu. In einer E-Mail, verschickt an mehr als 100 Mächtige aus Sport, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, schrieb DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der Verband werde nicht akzeptieren, dass Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens „grundlos diffamiert werden”. Auf seiner Internetseite verbreitete der weltgrößte Sportverband eine Mitteilung: “DFB missbilligt Diffarmierung von Dr. Theo Zwanziger”. Ich empfehle dringend die Lektüre dieser – freundlich ausgedrückt – Halbwahrheiten.

Es gibt Leute – Leute mit sehr guten Anwälten, vermute ich -, die erkennen in diesem Schreiben den Versuch, Weinreich als freien Journalisten wirtschaftlich zu vernichten. Ich widerspreche nicht. Es geht aber um mehr. Der DFB will offenbar bestimmen, wie über ihn berichtet wird, und versucht deshalb, die letzten Aufrechten abzurichten. Und das ist nicht weniger als ein Angriff auf die Pressefreiheit. Bislang hält sich die Aufregung allerdings noch in Grenzen und beschränkt sich weitgehend auf Blogs.

Jens Weinreich hat die ganze Geschichte noch einmal protokolliert: “Webweiser durch den Lügendschungel”.