Abschied

ODESSA, UKRAINE Heute vor einem Jahr, sechs Tage nach meinem Umzug in die Ukraine, hatte ich mir diesen schönen Schrank aus reinstem Plastik gekauft. Das Stück vom Markt in der Nähe des Hauptpostamtes kostete unverschämte 120 Griwna, nach damaligem Kurs 17 Euro. Heute wäre es weniger als zwölf Euro wert. Der Schrank stand zunächst im Bad. Nachdem mich der Vermieter wegen meines lädierten Autos und der Polizisten am Küchentisch hinausgeworfen hatte, überwinterte und verwahrloste er auf dem Balkon der neuen Wohnung, befüllt mit Schuhputzzeug und ominösen Schläuchen der Waschmaschine. Mit den Krücken, die mir nach meinem Marschrutka-Unfall auf dem Weg nach Kiew die ersten Schritte zurück ins Leben ermöglicht hatten, habe ich sie vorhin zum Müll gebracht. Krücken und Schrank standen dort allerdings nur zehn Minuten. Ich wünsche dem neuen Besitzer Hals- und Beinbruch alles Gute.

11 comments

  1. Axel

    Kann es sein, dass sich die Krücken die Dame vor der griechisch-orthodoxen Kirche in der Ekaterininskaja Straße 55 geschnappt hat?

  2. Guido

    Lieber Christoph.

    Einen grotesken Augenblick lang hatte ich befürchtet, der “Schrank aus reinstem Plastik” wäre blau gefärbt und hätte Rollen. Zum Glück erkannte ich bei genauerer Betrachtung der Fotografie meinen Irrtum. Seltsam, auf was für Ideen man kommt, wenn man nur gar nicht will …

    Viele Grüße,
    Guido

  3. cw

    @Axel: Nee, umgekehrt, ich habe die Krücken von – uups, darüber macht man keine Scherze.

    @Guido: Das Blaue ist meine Wohnung. Küche, Bad, Schlafzimmer, Badezimmer, von links. Wintergarten habe ich auch, das Braune ganz rechts.

  4. Axel

    Uuuuh, Guido, der Chef persönlich!
    Will er Dir, lieber Christoph, vielleicht durch den Plastikschrank durch die Blume sagen, Du könntest ruhig mal wieder eine Kolumne bei [kolumnen.de] einreichen?

  5. cw

    Jetzt, wo Du es sagst: Wenn ein Chef Hausbesuch macht, ist das mindestens die gelbe Karte.
    Heute wird noch mal Geld verdient, morgen kümmere ich mich wieder um Kolumnen.

  6. Doctor Robert

    Lieber Christoph,

    heute ist ja Feiertag. Im doppelten Sinne. Zum einen ist Fronleichnam, zum anderen beschenkst du uns mal wieder mit einem neuen Text.

    Ich dachte schon, mein RSS-Feed (oder wie dieses Ding heißt) sei kaputt. Ich war richtig glücklich, als ein neuer Eintrag bei mir “blinkte”.

    In Vorfreude auf neue Kolumnen,
    Doctor Robert

  7. cw

    Einen Doktor könnte ich jetzt auch gebrauchen. Gerade habe ich mir die Tabletten “Kombispasm” aufschwatzen empfehlen lassen. Sie sollen gegen Kopfschmerzen helfen, die auch im Auge sitzen. KJeine Ahnung, was ich da schlucke.

    Es liegt am Wetter. Diese Hitze ist unerträglich. Man könnte morgens nackt aus dem Haus gehen. Die Odessiten sagen aber, es sei noch recht kühl, und versprechen für den August 50 Grad.

  8. mmw

    “Kombispasm” sollte gegen vielen Schmerzen helfen (zur Zeit hilft mir ‘Ibuprom’ mehr); eine Tasse Tee und Autosuggestion hilft auf jeden Fall

    GUTE BESSERUNG

  9. Doctor Robert

    Christoph, dann brauchst du den Doktor wohl im Moment nicht mehr.
    Ansonsten hätte ich dir empfehlen können, wie man an einen kommt:
    Ich habe meinen Doktor vor zwei Jahren bei einem bekannten Online-Auktionshaus ersteigert. Vorher hieß ich nur “Robert”.

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