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Datenunschutz und Kunst im öffentlichen Raum

ODESSA, UKRAINE Ich will Ihnen schnell zeigen, wie ernst in der Ukraine der Datenschutz genommen wird:

Das ist die Lehranstalt für Schwesterschülerinnen in der Puschkinstraße im Herzen Odessas. Und die weißen Zettel sind Prüfungsergebnisse und Zeugnisnoten. Vor jeder Zensur und jeder Punktzahl steht der Name der Schwesternschülerin. Das ist einerseits relativ praktisch, es erspart diese “Und was hast du? Sag schon!”-Anrufe der Mitschülerinnen. Andererseits bin ich ganz froh, dass in meiner Studienzeit hinter meinen Noten, die ausgehängt waren, nur meine Matrikelnummer stand.

Und wo wir gerade in der Puschkinstraße sind – so ernst wird in der Ukraine der Schutz wertvoller Kunstgüter genommen:

Hier werden Bilder aus dem frisch renovierten Museum für westeuropäische und orientalische Kunst (Hausnummer 9) geschafft – und das auf die denkbar professionellste Weise. Bitte beachten Sie unbedingt den Motorroller auf dem Anhänger. Ich verstehe jetzt ein bisschen besser, wie vor 13 Monaten aus diesem Museum  Caravaggios “Judaskuss” (geschätzter Wert: 100 Millionen Dollar) hat verschwinden können. “Der Täter habe die Fenster im Museum so geschickt geöffnet, dass der Alarm nicht losgegangen sei, erklärte der städtische Polizeichef.”

Na klar.

(Ich frage mich bis heute, warum sich der Dieb so viel Mühe gemacht hat. Er hätte das Gemälde doch einfach abnehmen und heraustragen können. Als ich im Museum war, saßen dort nämlich bloß drei steppummantelte Großmütter. Aber ich will niemanden auf Ideen bringen.)

Hauptstadt von Absurdistan

ODESSA, UKRAINE Ach, muss das toll gewesen sein in der ausverkauften Oper. Hätte ich doch bloß die angebotenene Eintrittskarte genommen. Alle waren da, der Gouverneur des Bezirks Odessa, hohe Verwaltungsfunktionäre, Wirtschaftsbosse und auch sonst alles, was Rang und Schulden Namen hat. Es wurden schließlich Ukrainer wegen ihrer besonderen Verdienste geehrt.

Bitte fragen Sie mich nicht, wer alles wofür womit ausgezeichnet worden ist. Selbst Anwesende haben es nicht verstanden. Es gab Urkunden und Orden vom Präsidenten, vom Gouverneur und vom Oberbürgermeister. Im Dreißig-Sekunden-Takt wurden mehr als 50 Leute geehrt. Dann folgte ein sehr umfangreiches Kulturprogramm. Es traten, angekündigt von einer scharfen Blondine, Volksmusiker und Volkstänzer auf, eine Boygroup und Solisten, bisweilen auch kaum Definierbares, nennen wir es: kühne Kunst. Der ganze Spaß dauerte mehr als zwei Stunden. Ein Augen- und Ohrenzeuge aus Deutschland sagt: “Herrlich absurd war das! Diese Mischung aus Tradition und Spuk hat mich an meine Zeit in Weißrussland erinnert.”

Übrigens war die Veranstaltung überraschend vorgezogen worden, weil der Gouverneur sonst nicht gekommen wäre. Erst abends wurde bekanntgegeben, dass der Festakt schon am nächsten Tag stattfinden würde und nicht, wie geplant, am übernächsten. “Ich möchte mal wissen, wie die es hinbekommen haben, dass der Stall trotzdem voll war”, sagt eine Deutsche, die in Odessa lebt. “Mich hat die Frau angerufen, die mir die Karte besorgt hatte. Aber die war vorher auch nur angerufen worden.”

Meine Lieblingskünster sehen Sie übrigens auf dem letzten Foto. Die Dame in dem schlecht sitzenden Kostüm und die Herren ringsum sind Rampensäue, die jeden Augenblick im Scheinwerferlicht genießen.

Film und Fotos: Herr Professor K. aus Deutschland. Danke.