Man gestatte mir bitte einen kurzen Ausflug nach Deutschland, es muss leider sein. Ich ärgere mich sowieso schon, dass ich mich nicht früher aufgemacht, sondern nur ein paar Kommentare geschickt habe. Es geschieht Unglaubliches. Der Deutsche Fußballbund (DFB) versucht, die unabhängige Sportberichterstattung im Land endgültig zu begraben.
Im Juli hatte der freie Autor Jens Weinreich im Blog “Direkter Freistoß” DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisiert:
Ich darf noch anfügen, dass ich schon viele (zu viele) Auftritte von Sportfunktionären erlebt habe, aber dieser von Zwanziger war einer der schlimmsten in meiner nach unten offenen Peinlichkeitsskala. Er dreht nach der Kartellamtsentscheidung völlig durch. Er ist ein unglaublicher Demagoge.
Zwanziger fühlte sich verunglimpft als “Volksverhetzer” und in die Nähe der Nationalsozialisten gerückt, strebte gegen Weinreich eine einstweilige Verfügung an und scheiterte zweimal gerichtlich. Daraufhin kündigte er an, in Koblenz zu klagen, wo er von 1980 bis 1985 als Verwaltungsrichter gearbeitet hatte.
Schließlich verwarf Zwanziger diesen Plan und schlug am Freitag richtig zu. In einer E-Mail, verschickt an mehr als 100 Mächtige aus Sport, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, schrieb DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der Verband werde nicht akzeptieren, dass Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens „grundlos diffamiert werden”. Auf seiner Internetseite verbreitete der weltgrößte Sportverband eine Mitteilung: “DFB missbilligt Diffarmierung von Dr. Theo Zwanziger”. Ich empfehle dringend die Lektüre dieser – freundlich ausgedrückt – Halbwahrheiten.
Es gibt Leute – Leute mit sehr guten Anwälten, vermute ich -, die erkennen in diesem Schreiben den Versuch, Weinreich als freien Journalisten wirtschaftlich zu vernichten. Ich widerspreche nicht. Es geht aber um mehr. Der DFB will offenbar bestimmen, wie über ihn berichtet wird, und versucht deshalb, die letzten Aufrechten abzurichten. Und das ist nicht weniger als ein Angriff auf die Pressefreiheit. Bislang hält sich die Aufregung allerdings noch in Grenzen und beschränkt sich weitgehend auf Blogs.
ODESSA, UKRAINE Ist es eigentlich strafbar, einen Ukrainer ärmer zu machen, als er ist? Nein? Und reicher? Oder ist ein solches Vergehen zwar nicht justiziabel, aber sehr wohl gefährlich in der Ukraine?
Ich entschuldige mich in aller Form bei Rinat Achmetow, dem Superoligarchen und Förderer des Fußballklubs Schachtjor Donezk. Jüngst habe ich den Chef der Beteiligungsgesellschaft System Capital Management (SCM) in einem Essay ein Vermögen von 31 Milliarden Dollar – nun ja – angedichtet, muss ich wohl sagen. Das hat möglicherweise mal gestimmt, ist jetzt aber nachweislich falsch. Der reichste Ukrainer hat in der Weltfinanzkrise Geld verloren. “Kyiv Weekly” berichtet von 18 Milliarden Dollar. Das sind 70 Prozent. Keinen ukrainischen Oligarchen hat es härter getroffen. Klar, es besaß und besitzt auch niemand mehr als Achmetow, der laut der Zeitung mit 29 Milliarden Dollar ins Jahr 2008 gestartet war.
Doch der Zusammenbruch der Börsen und Banken hat nicht bloß Achmetow getroffen. “Kyiv Weekly” spricht vom “Fall of oligarchs”, vom Absturz jener Männer also, die in den neunziger Jahren an der Privatitisierung ukrainischer Staatsbetriebe verdient hatten und aufgestiegen waren. Die Firmen, die ihnen entweder gehören oder an denen sie stark beteiligt sind, sind jetzt deutlich weniger wert als vor der Krise. Für Viktor Nusenkis muss man fast schon mit dem Sammelbecher herumgehen. “He got 80% poorer.” Nusenkis, einst Direktor im Kohlebergbau und heute wie Achmetow Mitglied des Donezker Clans, ist bis auf 2,6 Milliarden Dollar verarmt.
Viktor Pinchuk hat vier Millionen Dollar seines Vermögens verloren – in Prozenten: 69. Herr Pinchuk war auch schon Gast in diesem Blog. Der Schwiegersohn des früheren Präsidenten Leonid Kutschma hat mal mit Achmetow für 800 Millionen Dollar das größte und profitabelste Stahlunternehmen der Ukraine kaufen dürfen, obwohl ausländische Investoren das Doppelte geboten hatten. Staatschef war damals, uups, Kutschma. Nach dessen Abschied erklärte ein Kiewer Gericht den Verkauf für ungültig.
Ganz glimpflich ist Dimitrij Firtasch davongekommen. Er hat nur 18 Prozent verloren. Allerdings besaß er vorher auch nur kümmerliche 2,4 Milliarden Dollar.
Jetzt wird es hart.
Auch Konstantin Schewago ist unter den Verlierern. Er hat für die Talfahrt des ukrainischen Eisenerzproduzenten Ferrexpo an der Londoner Börse bezahlt und als Mehrheitseigner – Firmentitel “Chief Executive Officer” – 80 Prozent seines Reichtums eingebüßt: fast drei Milliarden Dollar.
Übrigens: Schewago ist ein Parteifreund der Premierministerin Julia Timoschenko und sitzt seit 1998 im Kiewer Parlament.
Mittlerweile hat der Oligarch Igor Kolomojskij mit seinem Imperium, der Privat-Gruppe, einen Anteil von fast sieben Prozent an Ferrexpo erworben. Kolomojskij wird gern als “beinhart” beschrieben, stammt aus Dnepropetrowsk und gilt als Mitglied des dortigen Clans, womit man wieder bei Pinchuk ist, einem anderen Häuptling dieses Stamms.
Spitzenreiter, was den prozentualen Verlust angeht, ist Wladimir Boiko; der Vorstandschef und de-facto-Boss des Metallurgischen Kombinats Iljitsch Maripol hat 82 Prozent – 2,6 Milliarden Dollar – verloren.
Übrigens: Boika ist Sozialist und Mitglied des Parlamentausschusses für Industriepolitik.
So, das musste sein. Mehr wüssen Sie über die Ukraine erst einmal nicht wissen. Ach, fast vergessen: Rinat Achmetow, klar, auch Abgeordneter in Kiew. Jetzt dürfen Sie sich zurücklehren.
Zum Genießen kommt noch mal die in Heimarbeit zusammengeschraubte Tabelle:
Randnotiz 1: “Kyiv Weekly” spricht von “our oligarchs”. Randnotiz 2: “Focus Money” hat am 2. Juli den Kauf von Ferrexpo-Aktien empfohlen. Die Überschrift hieß: “Eisenerz bringt Kohle”. Randnotiz 3: Ja, ich weiß, dass es nicht witzig ist, wenn Aktien abschmieren, weil das Unternehmen dann möglicherweise Beschäftigte rausschmeißen muss. Randnotiz 4: Letztlich ist das Geld natürlich nur auf dem Papier weg. Analysten allerdings glauben, dass die Oligarchen nicht vor 2013 den alten Reichtum wiedererlangen werden.
(Axel) So muss politischer Protest aussehen, denn sonst guckt ja keiner hin, denkt sich Spiegel Online und zeigt ein paar spärlich bekleidete Aktivistinnen aus Kiew, die sich im Schlamm wälzen, um damit gegen die demnächst in der Ukraine stattfindenden Neuwahlen zu protestieren.
Wer diesen hochbrisanten Film sehen möchte, der klicke auf das Bild. Aber Vorsicht: das ist nichts für schwache Nerven.
ODESSA, URKAINE Ich habe Stefan Chrobot am Rande der ersten deutsch-ukrainischen Partnerstädtekonferenz in Odessa gefragt, wie er die Krise im Land bewertet. Der Chef der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Kiew – offizieller Titel: Leiter des Regionalbüros für die Ukraine und Weißrussland – schaute zunächst, als sei meine Frage ein bisschen überflüssig. Versucht man sich zu erinnern, wann die Ukraine nicht in der Krise gewesen ist, fällt einem ja auch nicht viel ein. Sie ist ein Dauerzustand. Und auch Chrobot ist krisenerprobt. Vor fast dreieinhalb Jahren ist er als Leiter der Ebert-Stiftung von Bangkok nach Kiew gewechselt. Im April 2008 musste er verkünden, dass man sich aus Weißrussland zurückziehe. Dieses Büro im Reich des Diktaturs Aleksander Lukaschenko war ein Ort der Zuflucht für Regimekritiker und die einzige Vertretung einer ausländischen politischen Stiftung. Der Abschied aus Minsk musste trotzdem sein, um das Leben der Mitarbeiter nicht zu gefährden, wie Chrobot damals sagte.
Vor einer Woche hat Präsident Wiktor Juschtschenko das Kiewer Parlament aufgelöst, nachdem die Koalition von Unsere Ukraine und dem Block Julia Timoschenko am Georgienkonflikt und dem Umgang mit Russland zerbrochen war. Es wären die dritten Wahlen in drei Jahren. Ob das Parlament die Gesetze verabschiedet, die Juschtschenkos Erlass stützen, scheint offen zu sein. Es ist möglich, dass Abgeordnete über Parteien hinweg die Wahl verhindern wollen, und die ersten Politiker – auch von der Präsidentenpartei Unsere Ukraine – haben ein Nein gegen Juschtschenko bereits angekündigt. Sogar das Verfassungsgericht als Instanz, die Einspruch erhebt, wird ins Spiel gebracht.
“Viele Abgeordnete haben noch kein Rückfluss an Rendite”, sagt Chrobot. Sie hätten, vor nicht einmal einem Jahr gewählt, viel investiert – nicht nur in den Wahlkampf. Listenplätze werden oft verkauft. “Dieses Geld ist noch nicht zurückgeflossen.” In der Ukraine ringen Politiker – mehr als anderswo, zumindest ungenierter – um Einfluss, um Geld und Geschäfte. Die Bereitschaft, Kompromisse zum Wohle des Landes zu schließen, ist kaum ausgeprägt. “Das ist besorgniserregend.” Abgeordnete sind bisweilen schwerreiche Unternehmer, von denen jeder weiß, dass sie nicht im Geringsten das Volk vertreten – oder nur dann, wenn sich dies mit eigenen Interessen vereinbaren lässt. Da sich die Akteure allerdings schon seit Jahren oder Jahrzehnten kennten, bescheinigt Chrobot diesem System trotzdem Stabilität.
Für neuen Zusammenhalt der Zerstrittenen könnte die Weltfinanzkrise sorgen. Anzeichen gibt es, dass sie die Ukraine erreicht: Der Aktienmarkt ist zwischenzeitlich um 70 Prozent eingebrochen, die ersten Banken sind pleite, vor anderen bilden sich Schlangen, weil die Kunden Erspartes abholen, um die stürzende Griwna in steigende Dollar umzutauschen. Manche Automaten spucken nichts mehr aus. “Der Markt ist nicht so geschützt”, sagt Chrobot. Wie es weitergehe, hänge davon ab, wie die Finanzkrise im Rest der Welt gemeistert werde. Sollten die Investoren und Spekulanten aus Europa, Amerika und Russland keine Kredite mehr bekommen, wären viele Vorhaben in der Ukraine gefährdet: vor allem die riesigen und hässlichen Appartmenttürme, die zwischen Kiew und Odessa in den Himmel wachsen.
Chrobot glaubt, das eine existenzielle Not die “großen Spieler” in der ukrainischen Politik zwingen würde, wieder verstärkt zusammenzuarbeiten und dem nationalen Interesse zu dienen. Allerdings müsse die Krise den persönlichen Besitz bedrohen. “Wenn es nur um nationale Interessen geht, wird das nichts.”
Übrigens: Über die erste deutsch-ukrainische Städtepartnerschaftskonferenz berichte ich nichts; das war mir inhaltlich ein bisschen zu dünn. Der Chronistenpflicht halber bringe ich drei Bilder.
Der neue deutscher Botschafter in Kiew: Hans-Jürgen Heimsoeth (l.) und Odessas Oberbürgermeister Eduard GurvitsHeimsoeths Vorgänger in Kiew: Ex-Botschafter Eberhard Heyken, heute Vorstandsmitglied des Deutsch-Ukrainischen Forums, MagdeburgGefragter Mann: der Botschafter zu Besuch in Odessa
Dass ein Journalist so etwas noch erleben darf: Skype bedankt sich bei mir, dass ich den Internettelefondienst mit meiner “Recherche von den unschönen Machenschaften einiger User in Kenntnis gesetzt” habe. In einem “offiziellen Statement” heißt es:
Skype does not tolerate the use of materials by its users that are offensive, indecent or otherwise objectionable in any way. When a case is brought to Skype’s attention, where a user may be violating our user agreements by using language or material that is offensive to others, we will seriously evaluate the concern on a case by case basis.
Ich stelle mal die Übersetzung von netzeitung.de dazu, vielleicht wird’s dann noch klarer.
Skype toleriert die Verwendung von beleidigendem, anstößigem oder anderweitig störendem Material von Seiten der Nutzer in keiner Weise. Wenn Skype auf einen Fall aufmerksam wird, in dem ein Nutzer gegen die Nutzungsbedingungen von Skype verstößt, indem er Worte oder Materialien verwendet, die andere beleidigen oder verletzen, werden wir diesen Vorgang sehr ernst und von Fall zu Fall untersuchen.
ODESSA, UKRAINE Wie reagiert Skype auf die Nutzer, die sich mit den Namen einstiger Nazigrößen angemeldet haben? Ein Sprecher der Agentur, die das Unternehmen in Deutschland vertritt, sagte mir heute: “Die Sache kann so nicht bleiben. Es muss etwas unternommen werden.” Man sei mit Skype in Kontakt und habe auf das Problem hingewiesen. Skype sei von den Recherchen überrascht worden, sagte der Sprecher. Bislang habe man nicht gewusst, dass Nutzer als Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler, Dr. Josef Mengele und Hermann Göring telefonierten. Auch verfassungsfeindliche Symbole wie Hakenkreuze finden sich in einzelnen Profilen. Zudem werden Orte des nationalsozialistischen Massenmords wie Auschwitz-Birkenau als Wohnsitz angegeben.
Wie gestern berichtet, verweist das Unternehmen bislang auf seine Nutzungsbedingungen für die 330 Millionen Kunden. Dort heißt es unter anderem:
Sie dürfen über Skype keine Nutzermaterialien einreichen oder veröffentlichen, die beleidigend, verleumderisch, pornografisch, die Privatsphäre verletzend, obszön, ausfallend, illegal, rassistisch, anstößig oder für einen Minderjährigen schädlich sind oder eine Beeinträchtigung von geistigen Eigentumsrechten einer Drittpartei darstellen oder in sonstiger Weise die Rechte Dritter verletzen [...]
[...] Sie dürfen nicht (i) einen Nutzernamen einer anderen Person mit dem Vorsatz auswählen oder verwenden, sich als diese Person auszugeben, (ii) ohne Genehmigung einen Namen verwenden, auf den eine andere Person Rechte hat, oder (iii) einen Nutzernamen verwenden, den Skype nach eigenem Gutdünken als unangemessen oder anstößig ansieht [...]
Nachtrag:
Netzeitung.de hat die Geschichte heute aufgegriffen. Was der Kollege nach dem Gespräch mit mir berichtet, steht hier:
ODESSA, UKRAINE Der ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko hat das Parlament aufgelöst und vorgezogene Wahlen verkündet. Schuld am Ende der prowestlichen Regierung ist für Juschtschenko Premierministerin Julia Timoschenko, wie er am Abend in einer Fernsehansprache – etwas verklausuliert – sagte.
“I am deeply convinced that the democratic coalition was ruined by one thing – the ambition of one person, the hunger for power … and the dominance of personal interests over national ones.” Mehr
ODESSA, UKRAINE Ich habe heute versucht, Adolf Hitler (NDSAP) über Skype anzurufen. Ich wollte ihn fragen, ob er wegen der aktuellen Weltfinanzkrise ein Comeback plant. Es war leider besetzt.
Nein, der Führer ist nicht tot, er lebt und scheint gut zu tun zu haben. Hitler pendelt zwischen Deutschland, Bulgarien, Litauen, Polen, Spanien, Norwegen, Großbritannien, Algerien, den USA, Tschechien, Kuba, Trinidad und Tobago, Finnland, Kanada, Ägypten und natürlich Argentinien. Wer bei Skype nach Adolf Hitler sucht, stößt auf mehr als 30 Kontakte.
Auch Joseph Goebbels (NSDAP) lebt. Der einstige “Bock von Babelsberg” wohnt in “Auschwitz-Birkenau, DEUTSCHES REICH! NICHT BUNDESLAND. Deutschland”. Obwohl nach eigenen Angaben 107 Jahre alt, hat er sich – Propagandaprofi bleibt Propagandaprofi – bei Skype ein hübsches Profil angelegt. Über sich teilt er mit: “bin eigentlich 1897 geboren in Rheydt.” Rheydt, Goebbels Geburtsort, liegt in der Nähe von Mönchengladbach. Und Hermann Göring, einst Oberbefehlshaber der Luftwaffe, hat sogar grafisches Talent.
Auch andere Prominente des Dritten Reichs sind bei Skype angemeldet: Reichsführer-SS Heinrich Himmler (“über mich: sieg heil white power”), Wilhelm Keitel (Skypename: “oberkommandeur.wehrmacht”), Dr. Josef Mengele, der Lagerarzt von Auschwitz, Wüstenfuchs Erwin Rommel, “Stürmer”-Eigentümer Julius Streicher (“vernichtungskrieg666″) und Robert Ley (“arbeiterfuehrer”).
Meine Anfrage bei Skype läuft.
Die Antwort von Skype ist da; die Agentur, die Skype in Deutschland vertritt, schreibt:
Das von Ihnen angesprochene Thema ist uns tatsächlich so noch nie gemeldet worden.
[...] Verhalten Sie sich bitte respektvoll, wenn Sie an einem der Skype Community-Angebote wie etwa den Foren, Blogs, E-Mail-Funktionen usw. teilnehmen und wenn Sie Chat, Sprach- und Videoanrufe, Dateiübertragungen oder andere Funktionen der Skype-Software (“Nutzermaterialien”) nutzen. Sie dürfen über Skype keine Nutzermaterialien einreichen oder veröffentlichen, die beleidigend, verleumderisch, pornografisch, die Privatsphäre verletzend, obszön, ausfallend, illegal, rassistisch, anstößig oder für einen Minderjährigen schädlich sind oder eine Beeinträchtigung von geistigen Eigentumsrechten einer Drittpartei darstellen oder in sonstiger Weise die Rechte Dritter verletzen [...]
[...] Sie dürfen nicht (i) einen Nutzernamen einer anderen Person mit dem Vorsatz auswählen oder verwenden, sich als diese Person auszugeben, (ii) ohne Genehmigung einen Namen verwenden, auf den eine andere Person Rechte hat, oder (iii) einen Nutzernamen verwenden, den Skype nach eigenem Gutdünken als unangemessen oder anstößig ansieht [...]
Skype ist eines der beliebtesten Programme zur Internetkommunikation mit inzwischen über 330 Millionen Nutzern weltweit und baut auf die Unterstützung seiner Mitglieder, um Verstöße gegen die Nutzungsbedingungen an Skype zu melden. Hierfür gibt es auf der Webseite von Skype in dezidiertes Feedbackformular.
ODESSA, UKRAINE Odessa bekommt eine U-Bahn. Endlich. Also bald. In 40 Jahren. Falls ein Wunder geschieht.
Der neue Generalplan zum Stadtumbau soll im November 2008 vorgestellt werden. Der alte Plan stammt von 1989. Über den Bau einer Metro in Odessa wird seit Ende der sechziger Jahren diskutiert. Entstehen soll überdies ein Odessitisches Venedig auf 700 Hektar mit Kanälen, Vergnügungs- und Glückspielviertel, Spaßbädern, Wasserpark und Sportkomplex.
ODESSA, UKRAINE Irina Jewdokimowa aus Sankt Petersburg lebt seit drei Jahren in einer deutschen Kleinstadt. Angekommen ist sie nie. „Ich fühle mich sehr fremd hier”, erzählt sie. “Ich habe seit Beginn meiner Ehe Heimweh.” Die russische Großfamilie fehlt ihr. In Sankt Petersburg hat die Kauffrau in einer Bank gearbeitet, jetzt sitzt sie zu Hause, weil ihre Ausbildung nicht anerkannt wird. Die Chancen, Arbeit zu finden, stünden „eins zu einer Million”. Irina Jewdokimowa hat kurzes, dunkles Haar, aber kein Gesicht. Sie hat es der Kamera abgewendet.
Ausstellungseröffnung im Literaturmuseum Odessa
„Abenteuer Ehe – Heiratsemigrantinnen gestern und heute” heißt die Wanderausstellung, die am Sonntag – als Teil der Deutschen Kulturwochen in der Ukraine – in Odessas Literaturmuseum eröffnet worden ist. Noch ein bisschen sperriger ist der Titel der Macher: Frauen in der Einen Welt – Zentrum für interkulturelle Frauenalltagsforschung und internationalen Austausch e. V. (FidEW). Bislang ist die Schau, 1998 zum ersten Mal, nur in Deutschland zu sehen gewesen. Jetzt soll sie auch in der Ukraine und später vielleicht in Russland gezeigt werden.
„Abenteuer Ehe” erzählt die Geschichte weiblicher Auswanderer von Theophanu aus Konstantinopel, die 972 nach Rom reiste, um den späteren Kaiser Otto II. zu heiraten, bis in die Gegenwart. Die Besucher sollen erkennen, dass Frauen zu allen Zeiten Heimat gegen Heirat getauscht haben, auch wenn Schlagzeilen und Fernsehreportagen bisweilen unterstellen, es handele sich um ein neues Phänomen. Der Ruf dieser Liebe, die Grenzen überwindet, ist entsprechend schlecht: Männer kaufen sich in Osteuropa und Asien eine Unterwürfige, die sie in Deutschland längst nicht mehr finden; die Frauen sind entweder Opfer und landen im Ehegefängnis oder werden als Täter gehandelt, die den Mann nur ausnehmen wollen. Oder sie gelangen als Prostituierte in die rosa beleuchteten Fleischtheken zwischen Hamburg und Rom. Dass sie sich tatsächlich verlieben und freiwillig heiraten, wird ungern wahrgenommen. „Wir wollen diese Diskriminierung reduzieren”, sagt die Soziologin Meral Akkent vom Verein mit dem langen Namen. „Wir erhoffen uns einen Aha-Effekt.”
Kriegsbräute als deutscher Exportschlager
Zwischen 1850 und 1900 suchten mehr als fünf Millionen Deutsche anderswo ihr Glück. Keineswegs nur Männer zog es in die Welt hinaus, mehr als 40 Prozent der Auswanderer waren Frauen. Wenngleich in Australien, Afrika und Mittel- und Südamerika deutsche Kolonien entstanden, lebten fortan neun von zehn Deutschen in den USA und holten Freunde, Verwandte und Nachbarn nach. Die Sehnsucht nach der Heimat war schon in dieser Zeit ein ständiger Begleiter in der Fremde.
Oftmals abgeschreckt von den selbstbewussten Amerikanerinnen mit ihrem Freiheitsdrang, ließen deutsche Männer zu Hause eine Braut suchen. Sie fanden vor allem Abenteurerinnen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren die USA das begehrte Ziel deutscher Frauen. Sie folgten, als Amibräute nicht gerade freundlich verabschiedet, Besatzern und wurden als Kriegsbräute auch nicht gerade freundlich empfangen, weil sie den amerikanischen Frauen die siegreichen Soldaten nahmen.
Vieles, was die in der Ausstellung Porträtierten ein halbes Jahrhundert später erzählen, klingt deshalb vertraut. „Ich werde im Innern immer eine Ukrainerin bleiben”, sagt Natasha Shevchenko. Dabei ist ihre Geschichte eine der besseren. Die Frau mit dem blonden Haar und den braunen Augen besuchte eine ehemalige Schulfreundin in Deutschland, als sie ein Mann zum Bier einlud. Mit ihm wechselte sie E-Mails, bis er sie eines Tages den Verwandten vorstellte. „Du bist schön”, sagte die Oma des jungen Deutschen.
Meral Akkent vom Verein Frauen in der Einen Welt - Zentrum für interkulturelle Frauenalltagsforschung und internationalen Austausch
Andere Frauen haben nur einen Vornamen oder lassen sich erst gar nicht fotografieren. Aus Angst, Vater und Mutter könnten erfahren, wie unglücklich und traurig die Tochter in Deutschland sei, hätten sie auf ein Stück Anonymität bestanden, sagt Meral Akkent.
Ewige Liebe mit dem Rucksacktouristen
Die Heiratsemigration, meint die Soziologin, habe sich über die Jahrhunderte nicht verändert. Damals wie heute suchten Auswanderinnen wirtschaftliche und politische Sicherheit, hätten sich verliebt oder seien einfach abenteuerlustig. „Frauen lassen sich auf Abenteuer übrigens eher ein als Männer”, sagt Akkent. Man muss das erfragen, weil die Männer nur passive Figuren sind in dieser Schau. Über sie erfährt der Besucher alles aus zweiter Hand: von verliebten, verheirateten und verbitterten Frauen. Sie selbst kommen nicht zu Wort.
Die Ausstellung – das ist ihre Leistung – vergisst niemanden. Sie lässt Dalisay Braun erzählen, die für Konrad die Philippinen verließ und bald erfuhr, dass sie seine sechste Frau ist. Besser erging es ihrer Landsfrau Ana, in die sich Mitte der siebziger Jahre ein deutscher Rucksacktourist verliebte. Die Krankenschwester aus Manila wagte erst 1980 die Heirat. Heute sagt sie: „Er war meine erste Liebe und mein erster Mann…bis heute.”
Das große Leiden der Porträtierten ist die Einsamkeit. Sie vermissen die Freunde, die Familie und die Geborgenheit, die sie in der Heimat erlebt haben. Die Macher der Schau deuten zumindest an, dass sich Gesellschaft und Staat mehr kümmern müssten. “Es gibt keine adäquate soziale Hilfe für diese Frauen in Deutschland”, sagt Akkent. “Sprachkurse allein reichen nicht.”
Die Ausstellung schenkt dem abstrakten Thema der Emigration Gesichter und liefert so einprägsame wie intime und oft bestürzende Zitate. Zugleich jedoch bleibt sie, sich den Einzelschicksalen ganz hingebend, an der Oberfläche, weil die Lebensberichte, so ehrlich sie formuliert werden, ohne die Zügel der Wissenschaft davon galoppieren. Am Ende klingen sie erschreckend austauschbar. So bleibt auch offen, ob die Ukrainerin Natasha Shevchenko oder Irina Jewdokimowa aus Sankt Petersburg stellvertretend für viele andere Frauen stehen. Man darf das vermuten, erfährt es allerdings nicht.
Was bedeutet es etwa, wenn Nicole Borisyuk, die als Deutsche einen Ukrainer geheiratet hat und in Odessa lebt, erzählt, sie habe nie Heimweh? Ist die umgekehrte Auswanderung – aus dem Westen in den Osten – leichter? Und wenn das so ist, woran liegt das? Hat der Deutsche weniger Bindung an die Heimat? Ist er, als Mitglied einer modernen Gesellschaft, die Flexibilität verlangt, an Aufbrüche und Abschiede gewöhnt? Oder kann er, wohlhabend und selbstbewusst, mehr Rechte verlangen und freier leben? Mit solchen Fragen lässt einen die Schau allein.
„Abenteuer Ehe – Heiratsmigrantinnen gestern und heute” (deutsch und russisch), Literaturmuseum Odessa, Lanzheronskaya 2, 5. bis 30. Oktober, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr